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Wie ich lernte, mir wieder Zeit zu nehmen

Hast du dich schon mal gefragt, warum Time-Management-Kurse unter den häufigsten Trainings und Coachings in Unternehmen sind?! Ich auch nicht. Keine Ahnung, wie viel Time-Management jeder im Berufsalltag wirklich umsetzen kann und wie viel Stressoren eher emotionaler Natur sind und sich durch „Management“ lösen lassen.

Aber ich habe etwas anderes gelernt: Nämlich mir wieder Zeit zu nehmen. Zeit nicht nur zu haben, sondern bewusster zu erleben ist eine der elementarsten Erfahrungen meiner Weltreise gewesen. Dabei habe ich gemerkt: Es ging gar nicht so sehr um die Menge der Zeit, die ich plötzlich zur freien Verfügung hatte. Sondern darum, zufriedener zu sein mit dem was ich erlebt und für mich mitgenommen hatte.

Die Wasserschildkröte hat Zeit :)

 

Weniger ist mehr

Ich kann ganz schön ehrgeizig sein. Manchmal will ich zu viel, alles auf einmal und zwar sofort. Wenn ich es dann hatte, war ich glücklich? Kann sein. Aber ich war ja schon damit beschäftigt, das nächste zu wollen. So startete auch ungefähr die große Reise: Endlich mal der große Traum, jetzt aber richtig! Möglichst viele Orte musste ich sehen! Doch schon in den ersten zwei Wochen auf Bali wurde mir klar: Ich schaffe nicht alles. Das ist unmöglich.

Viel Reisen bedeutete auch einiges an Organisation, Zeit um von A nach B zu kommen und eine permanente Überforderung des eigenen Kopfes durch ständig neue Eindrücke.

Schnell war klar: Ich musste mir bewusst raussuchen, was ich sehen und erleben möchte und was nicht so wichtig ist. Das führte dazu, dass wir uns bei Besichtigungen genug Zeit nahmen und uns einfach dem Ort widmen konnten. Genug Zeit zum Fotografieren (oft Stunden!), genug Zeit zum einfach mal herumzuschlendern (einfach mal gucken, so haben wir z.B. das Elefantenbaby im Elephant Nature Park entdeckt). Ziellosigkeit kann etwas ganz großartiges sein, etwa wenn man sich einfach durch Melbourne / Hanoi / Hongkong / Shanghai treiben lässt.

Manchmal hatten wir einfach zu viel Zeit eingeplant, und dann spontan Dinge unternommen. Daraus wurden einige der schönsten Erinnerungen, wie die großartige Radtour um Sukhothai oder der Besuch beim Rainbow-Grandpa.

Wir hatten genug Zeit geplant, zwischen Stationen der Reise und auf Besichtigungstour zwischen zwei Stopps. Dadurch fehlte komplett dieses Innere „ich muss dann mal weiter.“ Und bei der Weiterreise hatten wir genug Zeit, uns auf das neue Ziel einzustellen. So konnten wir es dann auch genießen.

Zeit nehmen heißt auch verzichten: Einige Dinge habe ich dadurch nicht geschafft, den Wasserpark in Dubai, die Waitomo Höhlen in Neuseeland oder den Süden von Vietnam haben wir ausfallen lassen. Und das war total okay so.

 

Gelassenheit und Geduld

Geduld ist die Fähigkeit weniger schnell wütend zu werden. Gelassenheit ist das Coolbleiben in unvorhergesehenen oder schwierigen Situationen. Beides habe ich unterwegs (vor allem in Südostasien) gelernt. Beides hilft, den inneren Buddha rauszulassen. Und Beides führt dazu, weniger abgelenkt zu sein, mehr zu genießen und sich dem Ort, dem Essen, dem Gegenüber voll und ganz zu widmen.

Das buddhistische Thailand und Laos haben etwas mit mir gemacht: Sie haben einem Rhythmus und eine Einstellung vorgegeben, die ich bewusst oder unbewusst angenommen habe. Geduld lernt man, wenn das Frühstück in Laos im leeren Café bei 6 Angestellten eine ganze Stunde dauert. Gelassen wird man, wenn man mit einem lächelnden Asiaten den (zu hohen) Preis verhandelt.

Übrigens, Gelassenheit bedeutet auch zu akzeptieren, dass vieles weder planbar noch kontrollierbar ist. In diesem Punkt ist Asien ein großer Lehrmeister (ich erinnere an den steckengebliebenen Bus auf dem Weg nach Vietnam).

Mein Rhythmus passte sich nicht nur meiner (asiatischen) Umgebung an, sondern wurde auch mein eigener: Wie schnell will ich mich bewegen? Was kann und will ich aufnehmen? Was glaube ich nur zu müssen und was will ich jetzt einfach? Und sich einfach die Zeitnehmen, die eine Sache braucht.

Zeit haben war eine Frage der Einstellung, nicht ihrer Verfügbarkeit. Und Zeit nehmen bedeutete, das Essen, das Gespräch mit dem Gegenüber, den Strand, den Tempel oder die Aussicht zu genießen.

 

Kein Smartphone!

Zum Glück hatte ich nur ein einfaches Handy dabei. Nur zum Telefonieren in dringenden Fällen, mehr nicht. Denn eine ständiuge Internetverbindung und Apps bedeuten permanente Ablenkung und Unterbrechung durch Emails, neue Likes, Dinge die kommentiert werden müssen usw. Dabei steht das Smartphone stellvertretend für kleine Dinge, die uns Zeit und Aufmerksamkeit stehlen. Solche Dinge lassen wir zu gern in unser Leben und wundern uns danach, wo die Zeit geblieben ist.

 

 

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