Berlin
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Teufelsberg: Verlassener Ort mit Aussicht über Berlin

Da wohne ich schon immer in Berlin und lasse mich von Orten überraschen, die ich nie auf dem Radar hatte: Die alte Abhörstation auf dem Teufelsberg. Ein echtes Stück kalter Krieg mit Aussicht über Berlin.

Seit ich denken kann, waren die großen weißen Kuppeln ein echtes Geheimnis: Früher, als meine Eltern in den 80er Jahren mit mir am Teufelsberg schlitten fuhren, habe ich gar nicht verstanden, wer oder was dort abgehört werden sollte. Vor zwei Wochen stand ich durch Zufall wieder vor der Abhörstation am Zaun. Zwei Wachleute mit orangenen Warnwesten: Nein, ich könne da nicht rein, aber dochdoch, am Wochenende gäbe es geführte Touren. Wie geil war das denn?! Endlich den ewigen gehemnisvollen Ort entzaubern!

 

Sonne, zerfetzte Radome und Graffiti

auf der alten Abhörstation

So standen wir mit Kameras und einer Gruppe von 20 Leuten an einem heißen sonnigen Samstag im Juli auf dem Teufelsberg. Aber hallo, das Gelände war wirklich verwildert, teilweise ungesichert und voller Grafittis und Streetart. Doch das Wichtigste: Es gab noch Spuren der Überwachung und Abhörerei! Alte gefühlt 10 Meter hohe Aktenschredder für die Unmengen von Datenmüll. Die riesigen Kuppeln (Radome) unter denen die Antennen und 10-Meter-Durchmesser-Empfangsgeräte versteckt waren.

Vor dem 2. Weltkrieg war hier noch gar kein Berg. In der Nachkriegszeit wurden tonnenweise Schutt an dieser Stelle im Grunewald abgeladen, etwa 150.000 Gebäude. So entstand der Trümmerberg Teufelsberg. Die Amerikaner und Briten kamen, und bauten auf diesem Berg ihre Abhörstationen ganz nah beim Feind mitten im Ostblock. Was alles abgehört wurde, ist Top Secret. Doch es muss viel gewesen sein, bei der Größe der Anlage. Die Amerikaner blieben bis 1992, Deutschland war da schon wiedervereinigt. So lange muss es gedauert haben, alle geheimen Apparaturen abzutransportieren. Bis heute weiß keiner offiziell, was hier mit welchen Gerätschaften abgehört wurde. Das wird noch ein Geheimnis bleiben.

Chill-Ecke

der alte bunte Fahrstuhl

Wir liefen durch die Grafitti „Hall of Fame:“ Hier sollten mal Luxus-Lofts gebaut werden, hat aber nicht geklappt. Dafür ist eine wilde Galerie entstanden. Die Wände des Raums fehlten, der Blick ging direkt über die Stadt. Ich steckte einen Kopf in den alten staubigen Fahrstuhlschacht, gruselig. Die Treppe nach oben war dunkel, mit dem Handy leuchteten wir den Weg hinauf auf die Dachterrasse. Und endlich, die spektakuläre Sicht über Berlin! Nebenan auf dem Drachenberg ließen Kinder Drachen steigen, in der Ferne die beiden Fernsehtürme der Stadt.

Gitarrenmusik in der Kuppel

Ganz oben, in der höchsten Kuppel saß ein Gitarrenspieler. Die Kuppel verstärkte jeden Ton, die Musik wurde unglaublich laut in dieser alten staubigen Kuppel, aus der schon vor Jahren alle Radaranlagen abgebaut wurden. Ein Abgefahrenes Konzert.

 

Wer den Teufelsberg besuchen will

Einfach samstags oder sonntags um 13 Uhr hinfahren, Touren kosten 15 EUR. Parken kann man am besten an der Teufelsseechaussee am hinteren Parkplatz in der Nähe vom Ökowerk. Oder man fährt mit der S-Bahn bis Heerstraße und dann mit dem Fahrrad bis zur alten Abhörstation.

alte Radome

der alte Schredder

Blick in den Schacht

Fetzen und Grunewald

Foto von der Aussicht

Aussicht über Berlin

 

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