China
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Style und Stimmung in Shanghai

Unsere Erwartungen waren groß: Wir wollten eine echte krasse asiatische Mega-City sehen! In unserer Vorstellung musste Shanghai der vollendete Moloch sein: Übergroß mit 23 Millionen Einwohnern, chaotisch-verstopft und kalt.

Daraus wurde nichts. Als wir von unserer Reise durch Chinas schönsten Fluss und Reisterrassen  ankamen, empfing Shanghai uns warm, sauber, modern und mit stilvollen Shopping-Gelegenheiten. Dazu mit ganz viel Mode, Style und einer tollen Stimmung. Ich versuche das mal in einem Reisebericht zu beschreiben:

Shanghai von oben

Da ist das Französische Viertel (French Concession): Kleine Häuser mit nur 1-2 Stockwerken stehen in Alleen (ja viele echte Bäume!). Darin kleine Cafés, Restaurants, Buchläden usw. Es ist einfach kuschelig nett hier zu flanieren und wir vergaßen völlig, dass wir im Zentrum einer Großstadt waren. Hier ganz in der Nähe das gemütliche Shopping-Labyrinth Tianzifang: Uns erwarteten viele kleine Läden mit Kunst, Mode, Trash und nette Kneipen mit bayrischem Weißbier. Da ließ es sich aushalten.

Tianzifan

In der Innenstadt dieser chinesischen Mega-City sind viele Westler unterwegs. Viele von ihnen leben offensichtlich her. Alles ist international, englisch die Sprache der Wahl. Als Langnasen fallen wir kaum auf. Aber etwas anderes fällt auf: Das erste Mal auf Weltreise, nach fast 8 Monaten unterwegs, sahen wir echte Hipster, genau so als ob sie aus Berlin-Mitte entlaufen wären!

Ihr Pendent sind die jungen unglaublich modebewussten trendigen Chinesen. Jeden Tag denke ich mindestens einmal, Bill Kaulitz sei gerade um die Ecke gebogen: Ein androgynes Wesen mit engen Jeans, großen Turnschuhen, spaciger Lederjacke und geschlechtsloser Manga-Frisur steht jeweils plötzlich vor mir.

Fashion im Schaufenster

Aber es gibt auch die nicht-so-modebewussten. Oft sind es Rentner. Denn in China kann Frau mit 50 Jahren in Rente gehen und Mann mit 60. So kümmern sich die Großeltern um die Kinder, denn die jungen Eltern arbeiten in der Regel viel. Die fitten Rentner sieht man so morgens in der Fußgängerzone beim Tai Chi und mittags mit ihren Enkeln im Park.

Thai Chi zum Morgen

Wir haben den Eindruck, überall wo viele Menschen und vor allem Touristen und Businessleute sind, machen Reinigungskräfte sauber. Mitten im Gewusel laufen blau gekleidete Leute mit bück-dich-nicht-Besen und sammelten Zigarettenstummel auf.

Fanta und die Skyline

Das Zentrum ist das moderne Shanghai. Hier kommt die Werbung von Videoscreens statt von Plakaten und es regieren die Superlative: Wolkenkratzer hinter deren Glasfassaden sich Büros und Hotels verbergen. Das Shanghai World Financial Center zählt zu den höchsten Gebäuden der Welt, mit Offices, dem Ritz Carlton und einer Aussichtsplattform. Daneben ist der Shanghai Tower im Bau, der noch höher wird. Ebenfalls in direkter Nachbarschaft der Jin Mao Tower mit dem Hyatt und darin der höchsten Bar der Welt (sie heißt Cloud Nine). Unter den Wolkenkratzern sind Skywalks für die Fußgänger gebaut und ein großer Park angelegt. Gekrönt wird die Inszenierung von der auf der anderen Flussseite liegenden Aussichts-Promenade The Bund. Von hier aus hat man den berühmten Blick auf die bekannte Skyline von Pu Dong. Ein bisschen surreal kommt es uns manchmal aber vor. Vor allem der Fernsehturm Oriental Pearl wirkt, als ob er aus einem 60er Jahre Science-Fiction käme.

Der Jin Mao Tower

Der Verkehr in Shanghai ist gar nicht so schlimm wie wir erwartet haben. Vielleicht liegt das am gut ausgebauten U-Bahn-Netz. Dennoch sind verhältnismäßig viele Autos unterwegs und vor allem die elektrischen Motorroller sind gefährlich: Sie sind zahlreich, schnell und nicht zu hören!

Eine grüne Ampel für Fußgänger heißt dann auch nicht, dass man einfach loslaufen könne. Im Gegenteil, man muss höllisch aufpassen, denn die Autos  (vor allem Taxis) rasen beim Abbiegen ungebremst um die Ecke. Und auch Mopeds halten so gut wie nie an rote Ampeln.

French Concession

Auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen ist viel Polizei präsent. Die Polizisten stehen in der Fußgängerzone, an der Kreuzung, am Ausgang der U-Bahn. Aber in der ganzen Zeit in Shanghai sehen wir nie, dass die Polizisten etwas gemacht hätten. Kein Pfeifen, kein Ermahnen, kein Strafzettel – sie sind einfach nur vor Ort. Aber vielleicht sind wir immer nur zur falschen Zeit am falschen Platz, dass wir die Action verpasst haben, wer weiss…

In der U-Bahn wird ebenfalls Sicherheit groß geschrieben. An jedem Eingang steht ein Röntgengerät, um Taschen zu durchleuchten. Einige Leute gehen mit ihren Taschen einfach an dem Beamten vorbei, der sie mit einem Handwinken zur Taschenkontrolle aufforderte.  Die Leute dürfen passieren, kein zurückhalten, kein Ansprechen. Hmm… das sind also chinesische Taschenkontrollen…

im Tunnel der Metro

Die Rush-Hour in der Shanghaier Metro ist ein ganz eigenes Erlebnis. Dann ist es nämlich richtig voll. Man schiebt sich mit der Menge über die am Boden eingezeichneten Bahnen. Die Chinesen schienen auf diese Art von Gedränge perfekt trainiert zu sein: Sie schaffen es, sich durch kleinste Lücken zu schlängeln, lautlos und ohne jemanden oder etwas zu berühren. Vor allem die etwas älteren Menschen sind gut darin. Einmal nicht aufgepasst, und schon haben sich zwei wendige Rentner vor mich in die Mini-Lücke gedrückt.

Pudong am Fluss

Stadt im Dunst

Insgesamt muss ich feststellen: In Shanghai lässt es sich wirklich gut aushalten. Es ist einfach nett zu erleben und eine grandiose Mischung aus chinesischer und internationaler Metropole. In den Tagen, die wir in Shanghai verbringen, lernen wir die City mit ihren Eigenheiten schätzen und lieben. Wir kommen bestimmt wieder.

 

 

Kategorie: China

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Ich mag es zu reisen und zu fotografieren. Auf meiner Weltreise und vielen anderen Reisen habe ich einiges erlebt. Darüber schreibe ich in diesem Blog. Mehr über mich findet Ihr unter Über uns.

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